Regenerative Energiesysteme
Autor: Quaschning, Volker
Das Fazit zuerst: Das Buch ist top. Ich bin sicher, dass es nicht nur für Ingenieure und Studierende, sondern auch für Installateure, Technik-Journalisten und interessierte Laien sehr bereichernd ist. Ebenso empfehle ich es jedem Politiker.
Natürlich bin ich in meinem Urteil nicht ganz neutral. Das Thema Erneuerbare Energien ist ein sehr zentrales Thema meines Ingenieurbüros. Wäre ich ein „Braunkohle-Mann“, würde ich es vermutlich durch eine andere Brille sehen.
Prof. Quaschning von der HTW Berlin erklärt in 11 Kapiteln vieles (aber nicht alles), was zum Thema Regenerative Energiesysteme gehört. Er spannt dabei den Bogen vom Energiebedarf, Klimaschutz und dem allgemeinen Energiehaushalt der Erde über die verschiedenen Technologien bis hin zu politischen und wirtschaftlichen Fragestellungen. Dabei ist er oft wissenschaftlich-seriös, bisweilen aber auch sehr provokativ. Letzteres nehme ich mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Ich bin sicher, dass andere Autoren die Internalisierung von externen Kosten und z.B. die Subventionspolitik im Energiemarkt anders bewerten würden.
Die Kapitel umfassen die Themen Sonneneinstrahlung, Solarthermie, Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft, Geothermie, Biomasse sowie Wasserstoff. Kapitel 11 umfasst zahlreiche Ansätze und Beispiele für Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Inhaltlich werden dem Leser zwei Dinge sofort auffallen (ein Blick in den Lebenslauf von Prof. Quaschning bestätigen diese): 1. Quaschning ist Elektrotechniker; 2. Quaschning in seinem Berufsleben einen Schwerpunkt in der Solarenergie (gehabt). Das ist beides nicht schlecht – es fällt nur auf. Mehr als die 60% des Buches umfassen somit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten für Sonnenenergie. Und die Formeln, die Quaschning angibt, sind zum größten Teil elektrotechnische Berechnungen. Ich als Thermodynamiker hätte an dieser Stelle sicher andere Schwerpunkte gesetzt.
Gut an den Kapiteln ist, dass sie auch Laien erlauben, sich in die Themen einzuarbeiten. Die Fotos und Grafiken sind toll und wirklich für jeden verständlich. Natürlich geht das auf Kosten der Tiefe, aber das war sicher so gewollt.
Sehr schade finde ich, dass der Autor mit Quellenangaben teilweise sparsam umgeht. Ich unterstelle ihm jedoch keine böse Absicht. Vermutlich hat er auch zahlreiche Grafiken selbst erstellt. Aber mich als Fachmann interessiert, woher er die Daten für die unterschiedlichen Energieszenarien oder Absatzzahlen von Wärmepumpen hat. Die nächste Ausgabe kommt bestimmt…
Bei einem Thema sehe ich jedoch noch gewissen Lernbedarf: Wasserstoff. Das Kapitel ist sehr kurz gehalten (inkl. Power-to-Gas resp. Methanisierung), und es steht nichts drin, was nicht schon weitgehend bekannt ist. In Ordnung. Leider schreibt der Autor aber auch Sätze wie „Derzeit wird Wasserstoff jedoch nur in kleinen Mengen für die chemische Industrie erzeugt“. Eine Quellenangabe fehlt. Mein aktueller Wissensstand ist, dass weltweit jährlich 540 Milliarden Kubikmeter Wasserstoff erzeugt werden. Ob das viel oder wenig ist, mag im Auge des Betrachters liegen. Aber es wird meiner Meinung nach problemlos reichen, um Brennstoffzellenfahrzeuge in den Markt einzuführen. 🙂
Aber in der Kernaussage stimme ich Prof. Quaschning uneingeschränkt zu: Die Energieversorgung der Zukunft wird vielfältig sein mit einer starken dezentralen Komponente. Und genauso wichtig wie die regenerative Bereitstellung von Energie wird die Speicherung und Einsparung sein.